Lomé, 29. Januar 2003: Der Innenminister der westafrikanischen
Republik Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) hat den bei Paris
ausgehandelten Friedensplan für sein Land als "null und
nichtig" bezeichnet. Das erklärte Innenminister Paul Yao
N'DRE am Dienstagabend im staatlichen Fernsehen TVT in der togoischen
Hauptstadt Lomé.
In dem Abkommen sei davon die Rede, daß Präsident und
Regierungschef sich die Macht teilen. Dies sei in der Verfassung
der Republik Côte d'Ivoire nicht vorgesehen und deshalb nicht
hinnehmbar.
Beobachter wundern sich, warum der Innenminister der Côte
d'Ivoire erst nach Lomé zu Präsident Eyadema, der vier
Monate ohne Erfolg vermittelte, fährt, um die erste offizielle
Stellungnahme der Regierung von Präsident GBAGBO bekannt zu
geben. Dies ließe die Vermutung zu, eine vorausgegangene Beratung
mit Lomé habe stattgefunden, die zur Meinungsbildung der
ivorischen Regierung beigetragen hätte. Wollte die ivorische
Regierung die diplomatische Rückendeckung des togoischen Regimes,
bevor sie einen Konfrontationskurs einschlägt? Einige Ähnlichkeiten
zwischen den politischen Lage in beiden Ländern sprechen dafür.
Stunden zuvor hat der französische Staatschef Jacques CHIRAC
Côte d'Ivoires Präsident Laurent GBAGBO aufgefordert,
dieser möge "die Falken seiner Partei zurückpfeifen"
und "den Buchstab und den Geist des Abkommen zu respektieren"
und seine Bekenntnis zu seinen Verpflichtungen aus dem Friedensabkommen
von Marcoussis öffentlich zu bekräftigen".
Statt dessen erklärte Präsident GBAGBO "er sei
glücklich, daß das Abkommen erreicht werden konnte",
machte aber Stunden später eine Kehrwendung vor seinen Anhängern:
"vieles im Friedensabkommen seien nur Vorschläge, worüber
die Bürger der Côte d'Ivoire noch zu befinden hätten".
Die Beharrlichkeit der Aufforderung Präsident CHIRACS hinsichtlich
einer Einhaltung von Verflichtungen bringt nun auch Togos Staatschef
Eyadema in die peinliche Lage, sich
demnächst zu seinen Verpflichtungen aus einem Komppromisabkommen
von 1999 zu äußern, das ebenfalls unter
der persönlichen Vermittlung CHIRACS zustande gekommen war.
Eine Ähnlichkeit, die einigen
Regimebonzen in Lomé II schlaflose Nächte bereiten.
Am 13. Januar 2003, dem makabren Jahrestag seiner blutigen Machtergreifung,
verzichtete sogar General Eyadema zum ersten Mal in 36 Jahren auf
seine "Rede zur Lage der Nation". Er wolle so der
Falle beikommen, sich zu der Frage äußern zu müssen,
ob er seine Verpflichtungen einzuhalten gedenkt, im Juni 2003 nicht
wieder zu kandidieren, so Insider.
Aber, wie lange noch kann er dieses Schweigen aufrechterhalten,
das nur zu deutlich ein Unbehagen verrät?
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